Langsam sind wir wieder da ….
Wenn man das abgelaufene Jahr so Revue passieren lässt, dann zieht sich durch alle Aktivitäten wie ein roter Faden vorsichtiger Optimismus, dass wir CORONA – die schlimmste Geißel der letzten 2 Jahre – überwunden haben. Nachdem wir in 2020 fast alles absagen mussten und auch in unserem 1250igsten Jubiläumsjahr 2021 sehr viele Veranstaltungen ausfielen, konnten wir im abgelaufenen Jahr alle Termine durchziehen. Nach 2 Jahren Pause hatten wir wieder „Wein erleben im Wißberg“ und zwar unter optimalen Bedingungen. Wandersommer, Sommerspätlese und Kerb konnten wieder ohne Auflagen – ohne Eingangskontrollen, Tests und Masken genossen werden. St. Martin hoch zur Kapelle – eigentlich aus der Not wg. Pandemie und Umleitung geboren, hat sich etabliert und wurde ein beeindruckendes Erlebnis mit 600 Menschen durch die Laternen-erhellte Dunkelheit. Auch der Auftritt des Zettl-Theaters in der Freiluft-Arena hinter der Kapelle ist nun fast schon Routine und wird fortgeführt.
Bei den Konzerten von Sound of Voices und der KKM durfte man – wenn man wollte – tatsächlich mitsingen, so auch wieder beim Gottesdienst.
Man könnte eigentlich sagen fast wieder wie in Friedenszeiten – fast, wenn da nicht in Moskau einer auf die Idee gekommen wäre mal schnell eine sogenannte „Spezialoperation“ durchzuführen und damit eben genau diesem Frieden die Luft oder sollte man besser sagen das Gas abzudrehen. Von jetzt auf gleich hatten wir Krieg in Europa, vor unserer Haustür. Hunderttausende Menschen aus der Ukraine kamen nach Deutschland. Das Schicksal dieser Frauen und Kinder rührte die Bevölkerung auch bei uns. Innerhalb weniger Wochen wurden durch freiwillige Helfer – hier wieder in vorderster Front die „Grauen“ um Gottfried Faßbinder und insbesondere das „Dreigestirn“ Dieter Fröhlich, Peter Hanuscheck und Peter Karst – zwei gemeindeeigene Wohnungen im alten Feuerwehr-Gerätehaus und im Dorfgemeinschaftshaus renoviert und hergerichtet. Jeder der konnte im Ort spendete Möbel, Kleidung, Lebensmittel. Auch privat wurde Wohnraum und was mindestens genau so wichtig ist Hilfe beim Zurechtfinden und im Umgang mit den deutschen Behörden zur Verfügung gestellt. Gerade diesen „Paten“, die spontan bereit waren Menschen in Not mit nichts als einem Koffer in der Hand in Ihre Wohnung aufzunehmen, über Wochen dort zu beherbergen und Geborgenheit zu vermitteln, gilt unser besonderer Dank. In der Gedenkstunde zum Volkstrauertag, die zu einem Bekenntnis zur Unterstützung in schweren Zeiten, gegen den Krieg aber auch für unser aller Freiheit manifestiert wurde, war das Solo der 10-jährigen Hanna Sarnjai mit „Wozu sind Kriege da?“ für mich einer der bewegendsten Momente im ganzen Jahr. Wer möchte kann sich das auf der Website der Gemeinde nochmal ansehen.
Aber auch wir selbst im Ort hatten dieses Jahr unsere Dramen: Der Ausbau der B420 läuft jetzt im 2. Jahr. Waren es letztes Jahr vorwiegend die VG-Werke mit Kanal- und Wasserleitungserneuerung so hat ab Frühjahr der LBM mit der Fahrbahnsanierung das Zepter übernommen. Gerne hätte ich zu Weihnachten verkündet, dass Bauabschnitt 2 bis zur Kirche fertig sei und wir alle bei einer kleinen Winterpause mit normal laufendem Verkehr mal hätten durchatmen können. Allein es sollte nicht sein, die Bodenverhältnisse machten Tiefer-Schachtungen erforderlich, alte Kabel und Leitungen waren im Weg, der Polier wurde krank etc. etc. Als Juniorpartner hat die Gemeinde hier nur bedingt Einfluss. Wir haben allerdings versucht in vielen Einzelgesprächen mit den Anliegern und den Baufirmen immer wieder auftauchende Probleme mit Hausausanschlüssen, Hofeinfahrten etc. im Einvernehmen zu lösen. Einen zusätzlichen Bürgersteig zur Querungshilfe konnten wir auf kleinem Dienstweg erreichen. Die ortsinternen Umleitungsregelungen waren und sind nicht einfach und fordern gerade den Anliegern sonst eher ruhigerer Straßenzüge einiges ab. Gerade weil halt nicht alle als Anlieger deklarierten Fahrzeuge tatsächlich Anlieger sind. Aber sie funktionieren und lassen das Ort atmen. Nicht so optimistisch sieht es für die Geschäftsleute an der Straße aus, je nachdem wo sich gerade der Bauabschnitt befindet. Hier bitten wir die einheimische Bevölkerung als Kunden Flagge zu zeigen, um wenigstens einen Teil der weggefallenen „Durchgangsverkehrs-Kundschaft“ auszugleichen. Ab Februar gehen wir dann in den 3. Bauabschnitt, der im Sommer fertig werden wird
Das zweite Großprojekt der Gemeinde, der Neubau unserer Kita, entwickelte sich stattdessen rasant und machte uns Mut, perfekt im Zeitplan liegend, eine Eröffnung zum 02.01.23 einzuplanen. Wir leiteten das Anmeldeverfahren für die Kinder ein, bereiteten die Ausschreibung des Personals vor und dann….., ja dann kam der bisher schlimmste Tag meiner Amtszeit: Großfeuer auf der Baustelle! Alle Wehren der VG und das THW im Einsatz, eine der größten Katastrophen die wir in Gau-Bickelheim in jüngster Zeit hatten. Gott sei Dank niemand verletzt, der Versicherung sei Dank bekommen wir den Schaden komplett ersetzt – aber Komplettabriss und Rückbau bis zur Bodenplatte wurden erforderlich. Ein halbes Jahr intensiver Arbeit für die Katz. Zum Verzweifeln! Aber wir haben die Situation angenommen, uns der Herausforderung gestellt und durch intensive Verhandlungen mit allen Beteiligten eine für Versicherungsfälle erstaunlich schnelle Abwicklung erreicht. Mittlerweile steht der Rohbau wieder mit Winterdach, Ende Februar kommen die Fenster und ab März startet erneut der Innenausbau. Wenn alles gut läuft sind wir im Herbst, ansonsten spätestens Ende 23 fertig. Zwischenzeitlich versuchen wir in Zusammenarbeit mit Kreisjugendamt und dem Bistum vorab schon Personal zu gewinnen, um die Kinder möglichst ohne Zeitverzögerung in der provisorisch erweiterten Bestandskita St. Martin zu betreuen.
Das Kita-Drama hatte aber auch anderweitig Konsequenzen: Manch anderes – vorher groß angekündigt – musste liegen bleiben. Hier wollen wir im kommenden Jahr Abhilfe schaffen.
Vorab 3 Projekte, für die wir im Gemeinderat letztens bereits die Weichen gestellt haben:
° Umgestaltung des Friedhofes mit Einführung alternativer Bestattungsformen
° Einrichtung eines Jugend- und Freizeitgeländes am Sportplatz
° Bau einer WC-Anlage an der Kapelle
Veranstaltungstechnisch können wir uns im kommenden Jahr auf das 175. Jubiläum der TSG freuen. Unser Sportverein ist damit einer der ältesten Vereine in Deutschland. Andreas Bauer, Hans Gräsel und das ganze Orga-Team haben bereits ein umfangreiches Programm zusammengestellt, entsprechende Veranstaltungshinweise werden noch folgen.
Ja, wir sind wieder Da! Zum Abschluss bleibt mir nochmals Danke zu sagen an Alle, die die Aktivitäten der Dorfgemeinschaft im abgelaufenen Jahr durch ihre Mithilfe und ihre Teilnahme unterstützt haben.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien auch im Namen der Beigeordneten und des gesamten Gemeinderates ein frohes Weihnachtsfest, eine erholsame Zeit zwischen den Jahren und viel Kraft und Freude für das Neue Jahr – und vor allem: bleiben Sie gesund !
Ihr Jürgen Vollmer, Ortsbürgermeister